Die weibliche Lubrikation entmystifizieren – Schluss mit wetterähnlicher sexueller Kategorisierung!

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Die Beschreibung für das heutige Wetter? Fast, denn so oder so ähnlich ist die Prognose auch in unseren Betten. Eine „feuchte“ Angelegenheit, findet ihr nicht? Eine gute vaginale Lubrikation, „feucht sein“, scheint eine positive und gesunde Sache. Aber warum genau sagen wir für vaginale Lubrikation eigentlich „feucht sein“ oder „feucht werden“? Eine Kategorisierung ist für den menschlichen Körper immer eine schlechte Idee! Wir kategorisieren Menschen in unseren Beziehungen ja auch nicht nach ihrem zu hohen oder zu niedrigen Speichelfluss, oder? Also schauen wir uns das „feucht werden“ nochmal genauer an. Was vaginale Lubrikation bedeutet, woraus die Lubrikation besteht und was diese beeinflusst schauen wir uns in Teil 1 der Serie genauer an.

Was bedeutet Lubrikation und wie funktioniert sie eigentlich?
Lubrikation (von lat. Lubricare; „schlüpfrig machen“) ist ein Fachbegriff für die natürliche Befeuchtung der Vulva, also der Austritt des Vulvasekrets aus der sogenannten Paraurethraldrüsen und aus den sogenannten Bartholin-Drüsen. Die Paraurethraldrüsen befinden sich in der Nähe der Harnröhre und werden auch als Prostata feminina (weibliche Prostata) bezeichnet. Die Bartholin-Drüsen liegen an den beiden Seiten der Vaginalöffnung und werden nur bei sexueller Erregung aktiviert. Die vaginale Lubrikation aus der Paraurethraldrüse dient vor allem der alltäglichen Feuchthaltung der Intimschleimhaut, denn dort muss ein bestimmtes Milieu vorherrschen, um aktiv Krankheitserreger bekämpfen zu können und somit eine gesunde Vaginalflora sicherzustellen.  Die vaginale Lubrikation, die die Vulva bei sexueller Erregung benetzt hingegen, kommt ausschließlich aus den Bartholin-Drüsen. Diese befeuchten den Scheideneingang, um Penetration durch den Penis, Sextoy, Finger oder was auch immer du (beziehungsweise ihr) präferiert und benutzt zu erleichtern.

Fassen wir also zusammen:
„Feucht sein“ oder „feucht werden“ ist nicht dasselbe. Es gibt einen Unterschied zwischen der ganz normalen „Alltagsfeuchte“ und der vaginalen Lubrikation, die entsteht, wenn wir erregt sind, und das ist der Ausscheidungsort. Eine wetterähnliche Prognose macht im Bett also wenig Sinn ; )

Woraus besteht die „Feuchte“ – das Vulvasekret?

Das Vulvasekret besteht insgesamt aus bis zu 50 Substanzen. Größtenteils aus Wasser, Milchsäure, Cholesterin, diversen Fettsäuren (u.a. Glycerin, Harnstoff) und komplexen Alkoholen, Ketonen und Aldehyden. In der Regel ist das Vulvasekret klar durchsichtig und flüssig bis etwas schleimig, wobei Ernährung, hormonelle Situation und sexuelle Erregung einen hohen Einfluss auf Farbe, Konsistenz, Geruch (sogar Geschmack) haben können.

Wusstest du, dass der Geschmack sehr stark variieren kann, je nachdem welche Ernährung du bevorzugst? Industrielle Salze und tierische Eiweiße haben hier einen großen Einfluss.
Sexuelle Erregung und vaginale Lubrikation
Die Menge und die Zusammensetzung der vaginalen „Feuchte“, also der Lubrikation ist bei jedem Menschen mit Vulva unterschiedlich und kann sich im Laufe des Lebens verändern. Wie wir gelesen haben, wird durch sexuelle Erregung – und das muss nicht immer mit einem direkten Kontakt einher gehen – die Ausschüttung der Flüssigkeit aus den Bartholin Drüsen aktiviert. Die Ausschüttung des Vulvasekrets an den Vulvalippen macht damit das Vorspiel an Vulva und Klitoris erst angenehm.

Wusstest du, dass sobald die vaginale Lubrikation bis nach außen dringt und schließlich auch die Klitoris benetzt wird, es quasi zu einer positiven Rückkopplung, oder einer Bestätigung der Erregung kommt, die die Benetzung erneut verstärkt? Das Vulvasekret wird in den Drüsen verstärkt, was sehr wichtig für jegliche Penetration ist.
Vaginale Trockenheit kennt fast jeder!
So die Theorie zumindest 😊 Wie wir sehen, ist die Sache mit der Lubrikation und Erregung viel komplexer und kann auf keinen Fall durch ein einfaches „feucht werden“ abgetan werden. Bei ganz vielen Menschen mit Vulva ist die Befeuchtung trotz Erregung nicht gegeben und das ist auch völlig okay so! Dadurch ist man nicht weniger Wert und nicht weniger ein sexuelles Wesen, was sexuelle Befriedigung verdient. Das sollten wir uns immer vor Augen führen und ja, „pjur sei Dank“, gibt es ja auch Gleitgel für jede Situation und Vorliebe welches wir stets verwenden sollten, sollte die natürliche vaginale Lubrikation generell oder situationsabhängig nicht so stark sein.

#feelfreetouselube

Side Fact: Anders gibt es natürlich auch bei fehlender Erregung das Phänomen der positiven Rückkopplung und es wird ohne Erregung mehr Sekret ausgesondert.

Egal wie es bei dir ist, es gibt keinen Grund zur Panik bei vaginaler Trockenheit. Periodt.

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Was beeinflusst die vaginale Lubrikation?

„Je feuchter die Person ist, desto geiler ist sie auch (und umgekehrt)“. Ein für alle Mal: Das stimmt so nicht! Es gibt unzählige Einflussfaktoren, die unsere Lubrikation beeinflussen. Weil die vaginale Befeuchtung einfach Teil unseres Körpers ist und dieser mit allem sehr stark auf innere und äußere Einflüsse reagiert.
Die meisten Gründe, die die vaginale Lubrikation beeinflussen sind dabei folgende:

  • Hormonbehandlung mit Anti-Östrogenen
  • Probleme des Immunsystems
  • Menopause
  • Schwangerschaft / Stillzeit
  • Stress
  • Krankheiten
  • Medikamente
  • OPs
  • Ernährung
  • Übertriebene Intimhygiene
  • Unsachgemäße Benutzung von Tampons

Außer Acht zu lassen ist aber auch nicht die Partner Wahl. Manchmal ist unser Unterbewusstsein eben „schneller“ als unser Bewusstsein. Das etwas in der Beziehung oder in dem Moment nicht richtig passt, zeichnet sich dann auch in der vaginalen Lubrikation ab. Manchmal beachten wir vielleicht die Erogenen Zonen nicht, manchmal sind wir von gewissen Handgriffen einfach nicht erregt. Darauf sollten und dürfen wir in jedem Fall hören und nicht vergessen, dass wir kein Wetterbericht sind, sondern sexuelle Wesen. Und BTW sollte der Partner doch der richtige sein, wird er es verstehen und mit dir darüber reden wollen 😊

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Wir haben nun gesehen, dass das kategorisieren mit dem „feucht werden“ so seine Tücken hat. Und wir haben gesehen, was vaginale Lubrikation eigentlich bedeutet, woraus die Lubrikation besteht und was diese beeinflusst. Wie du dich von der Kategorisierung „feucht werden“ befreien kannst, welche wissenschaftliche Erkenntnisse noch fehlen und wie du Gleitgel noch besser nutzen kannst, erfährst du im zweiten Teil.

#normalizelube

Anmerkung der Redaktion: Die Inhalte des Blogs inkludieren immer und ebenso gleichgeschlechtliche Beziehungen, auch wenn oft die Heterosexualität als Beispiel gezeigt wird.

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