Kink und Fetisch – Was ist eigentlich ein Fetisch und wo ist der Unterschied zu Kink? Wir klären auf!
27 Juli 2022
Sex hat so viele Facetten und jeder steht auf etwas anderes. Und das ist auch gut so! Doch geht es um sexuelle Vorlieben verschwimmen die Grenzen oft und was für den einen normal ist, ist für den anderen eine außergewöhnliche Sexpraktik. Die Begrifflichkeiten Kink und Fetisch sind dir hierbei bestimmt schon über den Weg gelaufen. Doch weißt du, was ein Fetisch ist und wo die Unterscheidung zum Kink liegt? Mit diesen Begrifflichkeiten versucht sich vor allem die sexpositive Szene abzugrenzen. Wir wissen noch mehr darüber und klären dich jetzt auf.
Was bedeutet „Kink“ bzw. „kinky“?
Die Bezeichnung „Kink“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Knick“ oder „Krümmung“. Auf das Sexleben bezogen, wird hiermit auf einen Knick in der Sexualität hingewiesen, also ein Sexualverhalten, das gesellschaftlich nicht der Norm entspricht. Früher wurde statt Kink noch von Paraphilie gesprochen, was sehr negativ besetzt war. Dass eine genaue Definition, was oder wer „kinky“ ist und was/wer nicht, schwierig ist, lässt sich schon erahnen. Denn von Person zu Person und Kultur zu Kultur gelten andere Sexpraktiken und Fantasien als „normal“. Während die einen schon Rollenspiele oder Swinger-Aktivitäten als „kinky“ bezeichnen würden, sehen Anhänger der BDSM-Szene beispielsweise die folgenden Praktiken als Kink an:
- Spanking: Schlagen als Bestrafung beim Sex
- Erniedrigung: Das Spiel mit Scham und SchamgefĂĽhl beim Sex
- Shibari: Ein besonderer Stil des Rope-Bondage, also der Fesselkunst
- Pet-Play: Hier nimmt die eine Person die Rolle des Tierhalters ein und übernimmt damit die Kontrolle über sein „Haustier“
Anhänger der BDSM-Szene nutzen den Begriff „kinky“ oder „Kinkster“ meistens, um sich abzugrenzen. Das Gegenteil von „Kink“ ist in der BDSM-Szene „Vanilla“, was konventionelles Sexualverhalten bezeichnen soll. „Kink“ ist heute auch eher als Überbegriff zu sehen, der dann durch die Begrifflichkeiten „BDSM“ oder auch gewisse „Fetische“ noch einmal genauer definiert wird. Generell versucht die sexpositive Szene sich immer genauer zu definieren. Während in den 80ern eine Definition, was „Kink“ bedeutet, ausgereicht hat, hat sich mit zunehmender Individualisierung der Gesellschaft auch das, was die Szene auslebt, besser herauskristallisiert.
Ein „Kink“ muss auch nicht immer etwas mit Sex zu tun haben. Denn ein Fetisch kann ebenfalls als „kinky“ bezeichnet werden, wie oben bereits erwähnt. Und Fetische sind eben nicht immer sexueller Natur. Doch was genau ist ein Fetisch?
Was ist ein Fetisch?
Den Begriff Fetisch nutzen wir in unserem täglichen Gebrauch schon häufiger, einfach um auszudrücken, dass jemand eine besondere Vorliebe für etwas hat. Frauen haben beispielsweise oft einen „Schuhfetisch“. Doch eigentlich ist diese Nutzung des Wortes nicht ganz korrekt, denn ein Fetisch ist es nur dann, wenn jemand sexuell fixiert ist auf einen Gegenstand, ein Körperteil oder auch bestimmte Materialien. Die Person erfährt also sexuelle Erregung durch diesen Gegenstand, das Körperteil oder das Material. Manchmal erfährt der- oder diejenige sogar ausschließlich durch diesen Gegenstand, das Körperteil oder das Material eine sexuelle Erregung.
Die Bezeichnung leitet sich dabei von dem lateinischen Verb „facere“ für „machen“ und dem portugiesischen Wort „feitico“ für „Zauber“ ab. Ursprünglich wurde der Begriff von Naturvölkern genutzt, um damit Objekte mit Zauberkräften zu bezeichnen. Als wirkliches sexuelles Phänomen ist der Fetisch erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt. Leider sehen viele auch heute einen Fetisch immer noch als krankhafte Perversion an und er wird auch im Internationalen Krankheitscode der WHO noch als „Störung der Sexualpräferenz“ definiert. Auch beim Fetisch geht es heute leider noch viel darum, was „Normal“ ist und was nicht. Dabei bedeutet einen Fetisch zu haben, eigentlich nur durch einen Gegenstand oder ein Körperteil, eine sexuelle Erregung zu verspüren.
Welche Fetische gibt es?
Den Schuhfetisch gibt es tatsächlich, allerdings geht es hier dann eher um High Heels oder Stiefel, von denen man sexuell erregt wird und nicht darum, einfach zu viele Schuhe zu haben. Daneben sehr bekannt ist auch der Lederfetisch. Hier sind es vor allem der Geruch von Leder und die Optik, die die sexuelle Fixierung ausmachen. Weitere Fetische können auch folgende sein: Korsettfetisch, Wäschefetisch, Hand- bzw. Fußfetisch, wenn es um bestimmte Körperteile geht oder auch generell ein Materialfetisch, nicht nur auf Leder bezogen. Grundsätzlich sind das aber nur Beispiele und jeder kann einen ganz eigenen Fetisch für einen ganz persönlichen Gegenstand, ein Material oder ein Körperteil ausleben.
Und zum Abschluss haben wir noch ein paar wichtige Begriffsdefinitionen für euch, die euch die Welt der Kinks und Fetische noch ein bisschen näher bringen können:
BDSM: BDSM ist die Abkürzung für „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“
Der Ring der O: Der Ring mit einer kleinen Öse hat sich in den 90er Jahren als Symbol und Erkennungszeichen der BDSM- und Fetischszene etabliert. Er taucht das erste Mal in dem 1954 erschienenen Roman „Geschichte der O“ von Pauline Réage auf. Je nachdem, wo jemand den Ring trägt, zeigt, ob er oder sie der dominante oder unterwürfige Part ist – der aktive/dominante Part trägt den Ring an der linken Hand und der passive/Sub-Part an der rechten Hand.
Masochismus: Die Lust am Schmerz
Sadismus: Die Lust daran, gequält und gedemütigt zu werden.
Safeword oder Slowword: Möchte jemand, dass eine sexuelle Handlung aus den Bereichen Kink, Fetisch oder BDSM abgebrochen wird oder langsamer/sanfter fortgeführt werden soll, wird meist ein Safeword für einen möglichen Abbruch und ein Slowword für eine Änderung der Vorgehensweise festgelegt.
Auf dieser Webseite sind noch mehr Begriffsdefinitionen zu finden, die euch diese Welt der Sexualität näherbringen.
Ob bei Kink oder Fetisch – alles ist in Ordnung, so lange es nicht zwanghaft ist oder Menschen involviert, die nicht mit dem einverstanden sind, was passiert. Deswegen wird hier in der Regel auch ein Safeword festgelegt, um auf Nummer sicher zu gehen, dass alle einverstanden sind. Bei Personen, die diese Grenzen nicht einhalten können, können Fetische oder Kinks krankhaft sein und man sollte sich Hilfe suchen!
Sexualität bedeutet für jeden etwas anderes und wir sollten offen mit jeder Form von Sexualität sein. Denn jeder entscheidet selbst, was einem gefällt. Du bist dafür verantwortlich, deine Vorlieben, Fantasien und Träume auszuleben. pjur unterstützt dich dabei, denn Liebe ist Liebe.
Bildquellen: pexels-kamaji-ogino-5065874, shutterstock_1387458506, pexels-alexander-krivitskiy-11104884