Slow Sex – das neue Sex Bewusstsein und wie es geht!
24 September 2020
Gefühlvollen, lustvollen Sex und das sanft, langsam und bewusst und sogar ohne Höhepunkt? Wie kann das funktionieren und gut sein? Sex ohne Performance Druck und Orgasmus? Genau richtig gehört – auch in Sachen Sex darf man durchatmen, nachfühlen und sich mit seinen Emotionen beschäftigen, statt immer nur dem nächsten Höhepunkt hinterherzurennen. Das Stichwort ist Slow Sex! Denn „Slow“ heißt hier nicht langsam und langweilig! Im Gegenteil, die Slow Sex Praktik soll die Energie, die normalerweise durch den Orgasmus kanalisiert wird, im Körper behalten und somit eine wahre Emotionswelle hervorrufen. Was Slow Sex genau bedeutet und wie ihr es ausprobiert, verraten wir euch jetzt.
Woher kommt der Begriff Slow Sex?
Geprägt und entwickelt wurde die Beschreibung des heutigen Begriffs „Slow Sex“ (damals „Karezza“ genannt; ital. für streicheln) von John Humphrey Noyes bereits 1844. Er war damit Vorreiter in dieser, für das Zeitalter, unüblichen Art des „Liebemachens“, da der Sex im 19ten Jahrhundert nur zu Fortpflanzungszwecken und weniger zur „Liebkosung“ diente. Den Begriff „Slow Sex“ hat aber wohl Tantra-Expertin Diane Richardson erst 2011 geprägt, mit der Beschreibung als achtsamen bewussten Sex, der den Fokus auf die emotionale Bindung des Paares legt. Manchmal findet man auch den Begriff „Cool Sex“ statt „Slow Sex“, der ziemlich treffend beschreibt, dass es darum geht, den Sex bewusst durch die „Abkühlung“ der Ekstase zu erleben.
Wie funktioniert Slow Sex?
Die Vorbereitung
Ja, eine gewisse Vorbereitung ist empfehlenswert. Denn nicht nur der Zeitslot sollte gemeinsam gewählt werden, sondern ihr solltet auch darauf achten, Störfaktoren auszuschalten und für eine schöne Atmosphäre zu sorgen. Sinnvoll ist es auch, nötige Hilfsmittel wie Gleitgel oder Kissen bereit zu legen. Also Handy aus, Kinder (sofern ihr welche habt ;)) zu den Großeltern und Jalousien nach unten 😉
Die Aufwärmphase
Habt ihr alles vorbereitet, ist es erstmal wichtig, in die sogenannte Aufwärmphase überzugehen. Man sollte sich dabei entspannen und sich mit dem Partner nackt aufs Bett legen. Dabei kann erstmal tief in den Bauch geatmet, möglicherweise meditiert und erste Streicheleinheiten ausgetauscht werden. Man darf in aller Ruhe erstmal die Berührungen genießen und reinfühlen oder bereits Empfindungen äußern. Das Schöne ist, dass man sich bei der Aufwärmphase tief in die Augen sehen und die Verbindung spüren kann. Ziel ist es, eine Art Energiekreis zu entwickeln und sich sanft ins Fließen zu bringen, immer mit dem Hintergrund, dass die Frau rein biologisch die Energie aufnimmt und der Mann Energie abgibt. Das Positive und Besondere beim Slow Sex: Es ist immer ein guter Einstieg, auch wenn der Partner mal keine Lust auf Sex hat ; )
Kleiner Tipp für den Mann: Bei den Frauen am besten direkt mit Berührungen an den Brüsten beginnen und tiefen Blickkontakt aufnehmen.
Als Tipp für die Frau: Die Hände ruhig auf den Penis legen und so wenig Erregung wie möglich erzeugen. Liebevolle Berührungen des Körpers und Blickkontakt sind auch hier der beste Einstieg.
Das „Liebe machen“
Ist man über die „Aufwärmphase“ hinaus, darf es natürlich noch etwas zärtlicher und sinnlicher werden. Das Streicheln wird intensiver, ohne zu erregt zu werden. Gewollt ist in sich rein zu spüren. Wahrzunehmen, wie es einem geht, wenn der Partner beginnt, sexuelle Erregung zu zeigen. Gerne darf man sich auch dabei sagen, wie man sich fühlt. Anschließend sollte man sich als Paar „verbinden“. Dies aber unbedingt zärtlich und ohne schnelle Stoßbewegungen. Wer es kann, sollte auch versuchen, den Penis des Mannes wenig bis gar nicht erigiert einzuführen, da sich so die Geschlechtsteile (ungewohnter Weise) anders zusammenführen und sogar energetisch kommunizieren sollen.
Kleiner Tipp: Gerade beim Einführen eines unerigierten Penis‘ könnt ihr sehr gut auf Gleitgel zurückgreifen, das erleichtert das „weiche“ Eindringen und macht es für beide angenehmer.
Sex ohne Erregung – Wie funktioniert das?
In Fachkreisen wird Sex ohne Erregung auch „weiche Penetration“ genannt. Der Penis wird also weich in die Vagina eingeführt. Die Sexstellung ist dabei sehr wichtig und sollte so bequem wie möglich sein. Die Empfehlung ist dabei die Löffelchen‐ oder Scherenstellung, bei der der Penis nicht rausrutschen kann. Wichtig ist auch hier wieder die Frage „Wie reagiere ich eigentlich, wenn er verschiedene Stellen meines Körpers liebkost?“; „Wie fühlt sich ihre/sein Vagina/Penis an, wie fühle ich mich bei den Bewegungen?“etc.
Ausklingen lassen und genießen
Nach dem Slow Sex ist vor dem Slow Sex. Man genießt die vertraute Nacktheit, berichtet sich vom Erlebten oder offenbart sogar tiefere Emotionen. Bei manchen Frauen oder Männern kann es sogar vorkommen, dass sie den Tränen nahestehen. Wichtig ist es, dass man erstmal in der Vertrautheit im Bett verweilt und nicht plötzlich aufsteht oder den Liebesakt abbricht. Man lässt sich also bewusst die Zeit, um in den Alltag zurück zu kehren. Schöne Worte oder Dankbarkeit runden das Ausklingen dabei ab. Man verabschiedet sich quasi bewusst von seinem Partner. Dies fördert zusätzlich nochmal die Intimität.
Ihr möchtet am liebsten direkt ausprobieren, wie sich Slow Sex für euch anfühlt?
Wir haben hier nochmal die 5 besten Tipps für den Start in der Übersicht:
1. Erstmal alleine üben – lerne Achtsamkeit schon bei der Selbstbefriedigung |
2. Spreche offen mit deinem Partner über den Wunsch, Slow Sex zu haben |
3. Beschäftige dich mit der Polarität von Mann und Frau |
4. Spreche regelmäßig über deine Wünsche und Emotionen |
5. Kehre immer wieder deine Gedanken um; weg vom Drang, einen Orgasmus zu bekommen oder zu bescheren |
Warum Slow Sex?
Der Kern des Slow Sex‘ liegt in der Verbindung, der Achtsamkeit und Energie, die Sex und Nähe mit sich bringen ohne, dass der Orgasmus dabei wichtig ist. Es geht nicht darum, den Partner nur zu befriedigen oder nur sein eigenes Ego zu füttern. Sondern vielmehr darum, zu spüren, was Liebe und Intimität ist, die Öffnung und Hingabe der Frau und das Geben des Mannes wirklich zu erleben.
Außerdem funktioniert Slow Sex, wie oben beschrieben, ohne Erektion, was ja für viele Pärchen ein heikles Thema ist. Zum Beispiel im Falle von Erektionsproblemen des Mannes. Slow Sex ist einfach mehr – tiefschichtiger und intimer, denn es geht mehr um das innere Verbinden und darum auszusprechen, was sich in diesem Moment gut anfühlt und was man aneinander liebt. Probiert es aus oder informiert euch gerne über Slow Sex Seminare oder Liebes Retreats.
Ihr findet wie wir, dass Slow Sex auf jeden Fall ausprobiert oder sogar in euer Sex-Leben integriert werden sollte? Dann hoffen wir, dass wir euch mit unseren Tipps dabei helfen konnten. Zum Abschluss haben wir euch die Vorteile von Slow Sex noch einmal zusammengefasst:
7 Vorteile von Slow Sex
1. Besonders: Ihr verabredet euch zum sanften Sex |
2. Kein Druck: Einen Orgasmus zu haben, ist nicht das Ziel von Slow Sex |
3. Innig: Es geht um Öffnung und Hingabe der Frau und Geben des Mannes |
4. Neu: Man lernt sich und die erogenen Zonen des Partners/der Partnerin besser kennen |
5. Entspannend: Bequeme Stellungen sind erwünscht und es gibt keine Ausrede mehr, keinen Sex zu haben |
6. Erfrischend: Es gibt keinen Leistungsdruck; Slow Sex ist auch im unerigierten Zustand möglich |
7. Divers: Egal, wie alt ihr seid, Slow Sex ist für jeden etwas 😊 |